In den letzten Wochen verfolgt mich eine wahnsinnige Angst vor einem erneuten Ausbruch meiner Angststörung. Einem kleinen Paniksupergau mitten in meinem echt gut strukturiertem Leben. Wer meinen Instagramaccount ein bisschen verfolgt oder auch hier meine letzten Beiträge gelesen hat, weiß, dass ich ziemlich gut gelernt habe mit der Angst zu leben und dass sie mich mittlerweile kaum noch in meinem Alltag so richtig aus der Bahn werfen kann.
Jetzt ist aber seit ein paar Monaten etwas anders. Ich bin in einer Situation, in der ich die Gewissheit habe, mich bald von zwei meiner wichtigsten Menschen verabschieden zu müssen. Es ist, als würde ich nackt in ein riesiges Messer laufen. Ich weiß, dass es passieren wird. Ich weiß, dass die Trauer unerträglich sein wird und ich weiß, dass es mich aus der Bahn werfen könnte.
Ich will aber nicht der Angst diesen Nährboden geben. Ich will ihr mich nicht nackt auf einem Silbertablett servieren und mich von ihr Verspeisen lassen.
Resilienz stärken
Resilienz stärken. So nennt man das, was ich hier gerade vor habe. Für alle, die noch nie davon gehört haben: Resilienz bezeichnet man die Widerstandsfähigkeit unserer Psyche. Also wie viel Scheiße man quasi erleben kann, bevor man zusammen bricht. Und die Höhe der Scheißelatte ist beeinflussbar.
Also versuche ich mich irgendwie darauf vorzubereiten und sie möglichst hoch zu hängen.
Dankbar
Ich bin dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Ich bin dankbar für die bedingungslose Liebe und Zuneigung und Aufopferung von beiden für alle von uns. Es gibt so viele kleine und große Dinge, für die man jeden Tag dankbar sein kann.
Erinnerung
Ich habe so so viele schöne Erinnerungen und die versuche ich irgendwie alle wieder hervorzuholen. Ich erzähle sie mir abends heimlich, wenn ich unter der Decke liege und eine Träne verdrücke.
Ressourcen sammeln
Bei mir ist es mit der Angst eigentlich immer so: Mache ich etwas eine längere Zeit nicht, vergisst mein Körper irgendwie, dass er es kann und entwickelt dann eine Angst davor. Ich hab das im Studium immer ganz krass in meinen Semesterferien gemerkt. Wenn ich mal ein paar Tage nichts zu tun hatte und in meiner Wohnung verbracht habe, fiel es mir plötzlich schwer mit der Bahn zu fahren oder einkaufen zu gehen. Ich weiß, dass ich mir bestimmte Dinge aber auf gar keinen Fall wieder nehmen lassen will und deshalb sammle ich jetzt aktiv Ressourcen.
Ich fahre täglich mit dem Auto alleine irgend wohin. Ich nehme einfach zwischendurch mal den Bus, auch wenn ich ihn nicht brauche, aber dann weiß ich, dass ich es noch kann. Ich gehe alleine einkaufen. Ich gehe alleine mit meinem Sohn ins Schwimmbad. Ich gehe alleine in den Wald. Und dann hoffe ich einfach, dass wenn der Tag kommt und ich ganz viel Kraft und Energie brauche, ich eine kleine Kiste in mir drin hab mit ganz vielen Dingen, die mir keine Probleme machen.
Akzeptanz
Nichts ist so anstrengend, wie der Kampf gegen die Angst, wenn du eine Angststörung hast. Du kämpfst einfach gegen etwas Unsichtbares, was aber einfach immer stärker wird, je mehr du kämpfst. Das bedeutet, dass du diesen Kampf einfach nie nie niemals gewinnen wirst. Du kannst deine Angst nicht besiegen und das sollst du auch gar nicht, denn sie ist nicht unser Feind. Sie ist sogar eigentlich ganz cool, denn sie beschützt uns vor richtig dummen und gefährlichen Dingen. Manchmal ist sie aber auch einfach ein aufmüpfiger Teenager, der sich in den Vordergrund drängen will und irrational handelt.
Ich habe akzeptiert, dass sie da ist. Habe akzeptiert, dass sie bei mir einfach manchmal ein bisschen aus der Spur kommt, nicht so richtig weiß, wohin sie gehört und wann ihr Einsatz kommt. Und manchmal will sie mir auch sagen, dass ich mir vielleicht ein bisschen zu viel zugemutet habe. Dass ich mir ein bisschen mehr Zeit für mich nehmen muss.
Gesund ernähren
Viele Vitamine, viel Obst und Gemüse. Weniger Zucker, weniger Alkohol und weniger Kaffee. Das wäre wohl in der Theorie gar nicht so schlecht für mein allgemeines Wohlbefinden.
Make-up
Make-up? Was hat das denn mit Resilienz zu tun? Wenn ich mir morgens die Zeit für mich nehme, mich in Ruhe fertig zu machen und zu schminken – was mit Kleinkind wirklich eine Aufgabe ist – fühle ich mich besser. Ich bin selbstbewusster, ich bin selbstsicherer mit mir und mit dem was ich tue.
Sport
Seit Wochen trage ich eine Erkältung in mir. Da ist es einfach unmöglich Sport zu machen. Aber ich weiß, wie wichtig es ist. Wie gut es tut. Also sobald mein Körper wieder gesund ist, werd ich mich bei nächster Gelegenheit aufs Laufband schmeißen.
Optimismus
Für mich wahrscheinlich einer der wichtigsten Hebel. Positives Denken. Ich versuche einfach allem etwas positives abzugewinnen. Ich bin nicht naiv, jedenfalls nicht mehr, als mir nicht gut tut, aber jedes Ereignisse, jede Herausforderung hat eine positive Seite oder positive Folge – und sei es einfach, dass man stärker heraus geht, als man rein gegangen ist.

«Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.»
Winston Churchill
Wenn ihr noch Ideen habt, was man tun kann, um mental richtig richtig extra stark zu werden, dann schreibt es mir gerne in die Kommentare.