Mich versteht ja eh keiner

Warum ist es so schwierig über meine Angst zu sprechen? Warum ist es so schwierig sich hinzustellen und zu sagen: Ich hab eine Panikstörung.?

Weil ich tausendmal vorher gedacht hab, dass mich keiner versteht.

Wovor hast du denn jetzt genau Angst?

Ich glaube die häufigste Frage, die ich in den letzten 12 Jahren gestellt bekommen habe war: Wovor hast du denn Angst? Und meine Antwort war immer: Ich weiß es nicht, vor nichts bestimmten, ich habe einfach Panik.

Ich weiß, dass alle Menschen, die mir diese Frage gestellt haben es wirklich wirklich gut mit mir gemeint haben. Sie wollten mir alle nur helfen, wollten der Sache auf den Grund gehen und wollten verstehen, wovor ich gerade Angst habe. Aber es gab diese eine bestimmte greifbare Sache einfach nicht. Ich konnte nicht sagen: Vor der Spinne da drüben oder vor diesem engen Raum. Es war einfach das Gefühl von blanker Panik in mir. Und natürlich kann das niemand verstehen, der es nicht selber erlebt hat oder schonmal davon gehört hat. 

Hello, it’s me. Psycho.

Also bleibt da dieses unausgesprochene Unverständnis von deinem Gegenüber. Und es ist irgendwie weird, wenn du merkst, dass du nicht verstanden wirst. Wenn du das Gefühl hast, dass du dir gerade selber einen kleinen Psycho Stempel auf die Stirn gehauen hast.

Mittlerweile bin ich viel selbstbewusster als noch mit Anfang 20. Da war mir die Meinung anderer noch wahnsinnig wichtig. Ich habe mich ständig gefragt, was xy wohl über mich denkt und natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, was man wohl über mich sagt, wenn man weiß, dass ich dieses Angstding habe. Heute seh ich das aus einem komplett anderen Blickwinkel. Ich denke eher, dass ich gar nichts mit den Leuten zu tun haben will, die für psychische Erkrankungen Unverständnis zeigen, denn das sagt sehr viel über ihren Charakter und ihre Toleranz aus. 

Wir sind viele

Ich habe trotzdem jedem in meinem Umfeld davon erzählt. Ich kann wirklich schlecht so tun, als wäre alles gut, wenn es das nicht ist. Und daraufhin haben sich mir so viele Menschen ebenfalls geöffnet und plötzlich gesagt, dass sie Panikattacken kennen, dass sie selbst unter Ängsten leiden oder in der Vergangenheit damit zu kämpfen hatten. Und dann ist mir aufgefallen, dass ich einfach nur die erste sein muss, die drüber spricht und damit nicht nur anderen zeige, dass sie nicht allein damit sind, sondern mir selber auch und dass das echt gut tut.

Natürlich gibt es auch viele Menschen – die meisten – in meinem Leben die (zum Glück) keine Angsterkrankung haben. Sie können meine Ängste nicht nachempfinden, aber sie akzeptieren sie und nehmen sie ernst. Das macht alles sehr viel leichter. Also, hört euch zu, nehmt euch ernst und glaubt aneinander.

Ich glaube dir, wenn du sagst, dass deine Angst unerträglich ist. Wenn du sagt, dass sie dein Leben bestimmt und dich lähmt. Ich glaube dir, dass dein Schmerz immens ist. Ich glaube dir, dass deine Angst echt ist. Ich verstehe dich. Ich verstehe dich, wenn du sagst, dass du das Gefühl hast, dass dich niemand versteht. Ich sehe, dass du kämpfst. Ich glaube an dich. Und glaub mir, dass es besser wird.

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